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Arbeitslosigkeit in Österreich – was läuft falsch im System?

Jugendarbeitslosigkeit zwischen Skills Mismatch und Work-Life-Balance

Unbesetzte Stellen auf der einen Seite, arbeitslose Menschen auf der anderen. Zu wenige österreichische Kinder, zu viele ausländische Zuwanderer. Schulische Ausbildung und Anforderungen am Arbeitsmarkt klaffen auseinander. Wo ist hier der Ausweg?

Leidet unsere Wirtschaft unter einer Art Long-Covid? Seit dem Ende der Pandemie ist von der vollmundig prognostizierten Erholung keine Spur. Die Arbeitslosigkeit ist erschreckend hoch und die Jugendarbeitslosigkeit steigt sogar weiter. Wir suchen nach plausiblen Erklärungen und finden vage Vermutungen. Was läuft falsch in diesem System? Je genauer wir hinschauen, desto komplexer wird die Angelegenheit, denn im Superwahljahr 2024 scheint jede Gruppierung genau die Begründung zu finden, die der eigenen Ideologie am ehesten entspricht. Ein bisschen irritiert machen wir uns zunächst auf die Suche nach schlüssigen Begründungen.

Die Arbeitslosigkeit steigt, sie sinkt, sie stagniert – also was jetzt?

Die Erwerbslosigkeit schwankt vor sich hin, so könnte man es – zugegeben, ein wenig flapsig – am ehesten ausdrücken. Die Statistiken von April besagen, dass laut AMS-Definition 287.559 Personen als arbeitssuchend gemeldet sind. Laut Medienbericht sind es sogar 367.847 Menschen. Der Trend sinkt zwar leicht, im Mai waren es statt der 6,8 vom Vormonat nur 6,4 Prozent, aber die Grenzen zwischen Theorie und Praxis verschwimmen ohnehin. Denn die Differenz an Beschäftigungssuchenden sitzt aktuell in Schulungen, ist zwar trotzdem arbeitslos, wird aber vom AMS nicht mitgerechnet. Nach internationaler Definition (ILO) schwankt die Zahl nur ganz sachte zwischen etwa 255.000 und 258.000. Aber die ist nur hochgerechnet und dient dem internationalen Vergleich, soll uns also an dieser Stelle nicht weiter kümmern. Verwirrung ist ohnehin vorprogrammiert in Zeiten wie diesen, warum sollten die Arbeitslosenzahlen da eine Ausnahme machen? In jedem Fall stehen der Masse an Arbeitslosen nur etwa 94.000 offene Stellen gegenüber.

Jugendarbeitslosigkeit – Spagat zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit

„Die Jugend ist ein faules, phlegmatisches Moosgeflecht“, parodierte die steirische Kabarettistin Lisa Eckhart im deutschen Format Comedy und Satire im Ersten die weit verbreitete Meinung adulter Mitbürger über junge Menschen. Tatsächlich genießt die Jugend bei den älteren Generationen keinen allzu guten Ruf, aber das war schon immer so. Schon Aristoteles soll gesagt haben: „Die Jugend liebt Luxus, hat schlechte Manieren, missachtet die Autorität, zeigt keinen Respekt vor älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte“, was allerdings als Originalzitat nicht belegt ist. Sehr wohl belegt sind allerdings ganz andere Fakten und die nehmen der Geringschätzung für Jugendliche den Wind aus den Segeln.

Jugend ohne Arbeit – von Skills Mismatch bis Work-Life-Balance

Die nüchternen Tatsachen sprechen von „Skills Mismatch“, also dem Nicht-Zusammenpassen dessen, was in Schulen gelehrt wird und was der Arbeitsmarkt erfordert. Die nicht vorhandenen Anforderungen führen letztlich zu dieser aktuell paradoxen Situation: Stellen bleiben unbesetzt, obwohl es rund dreimal mehr Arbeitssuchende gibt und das betrifft die Jugend ganz besonders. Arbeitgeber vertrauen ihre wertvollen Jobs nämlich im Zweifelsfall lieber erfahreneren Arbeitnehmern an, junge Arbeitssuchende schauen durch die Finger.

Last but not least wäre da noch der immer stärker werdende Wunsch nach intakter Work-Life-Balance. Sie ist der Jugend von heute weit wichtiger als den Generationen davor und das sollte man ihr nicht verübeln. Denn seit vielen Jahren gilt „das Hamsterrad“ in öffentlichen Diskussionen als ein zu überwindendes Übel im Berufsleben, während das Ideal der Work-Life-Balance als erstrebenswert hervorgehoben wird. Dass Kinder von Eltern, die mit mehreren Jobs noch immer nicht genug verdienen, dafür aber ihre psychische und physische Gesundheit aufs Spiel setzen und für entspannte Freizeit mit dem Nachwuchs weder Kraft noch Zeit haben, dass diese Kinder ein besseres Leben führen wollen, ist mehr als nachvollziehbar, oder?

Überalterung in Österreich – Zuwanderung mit Hindernissen

Hinter dem eleganten Begriff demografischer Wandel verbirgt sich das Schreckgespenst der Überalterung. Unsere Gesellschaft umfasst aktuell mehr alte als junge Menschen. Die Geburtenrate in Österreich liegt nach wie vor weit unter der Sterberate, wie ein Bericht der Statistik Austria bestätigt. Trotzdem wächst unsere Bevölkerung kontinuierlich an, was aber ausschließlich auf Zuwanderung aus dem Ausland zurückzuführen ist. Wie auch die anderen EU-Mitgliedsstaaten möchte auch Österreich am liebsten nur hochgebildete und spezialisierte Fachkräfte aus dem Ausland anziehen und hat seine Zuwanderungspolitik ganz auf „Skilled Workers“ ausgerichtet. Diese aber berichten vielfach über eine zu komplizierte Bürokratie voller versteckter Hürden, die letztlich abschreckend wirken und viele Qualifizierte auf andere Staaten ausweichen lassen, denn begehrt sind sie schließlich überall. Das mit der Bürokratie kennen wir ja und auch das Arbeitsmarkt-Paradoxon ist uns vertraut. Ob künstliche Intelligenz und Automatisierung da Abhilfe schaffen werden?

Künstliche Intelligenz – macht sie alles nur noch schlimmer?

Künstliche Intelligenz könnte die ohnehin angespannte Lage auf dem Stellenmarkt weiter verschärfen. Während die einen jubeln, weil KI-Technologien die Effizienz und Produktivität in vielen Branchen steigern, fürchten die anderen um ihren Arbeitsplatz. Die Nachfrage nach menschlichen Arbeitskräften wird in vielen Bereichen zurückgehen. Andererseits schaffen technologische Fortschritte auch neue Jobmöglichkeiten. Allerdings könnte die Geschwindigkeit, mit der KI Arbeitsplätze ersetzt, die Anpassungsfähigkeit des Arbeitsmarktes auf eine harte Probe stellen. Laut einem Bericht des Weltwirtschaftsforums sind bis 2025 etwa 85 Millionen Arbeitsplätze durch die Einführung von KI gefährdet, gleichzeitig könnten jedoch 97 Millionen neue Stellen entstehen. Diese neuen Berufsbilder erfordern neue Fähigkeiten, die es zu erlangen gilt. Lebenslanges Lernen wird nun wohl für viele Menschen vom Hobby zum Beruf.

Man kann sich auch um Kopf und Kragen fürchten

Der Fortschritt lässt sich nicht bremsen, das hat die Menschheit im Laufe ihrer Geschichte immer wieder lernen müssen. Die jeweils auftretenden Befürchtungen versetzten Menschen aller Epochen in Angst und Schrecken, erwiesen sich aber letztendlich als haltlos. Bei Einführung der Eisenbahn im 19. Jahrhundert hatte man ernsthafte Bedenken, dass die hohe Geschwindigkeit zu Atemnot, Wahnsinn oder plötzlichem Tod führen könnte, weil der menschliche Körper nicht für solche Geschwindigkeiten geschaffen sei. Auch der deutsche Kaiser Wilhelm II. verschätzte sich mit seinem Sager:„Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.“ Thomas Watson, der Vorsitzende von IBM, erklärte 1943: „Ich denke, dass weltweit ein Markt für vielleicht fünf Computer besteht", und lag richtig weit daneben mit seiner Einschätzung.

Vermutlich sind die aktuellen Ängste vor einem drohenden Transhumanismus, der Mensch und Maschine zu Cyborgs verschmelzen lässt, gar nicht so weit hergeholt. Schließlich haben sich auch einstige Ängste, zum Beispiel vor dem Telefon, das Abhören, Spionage und Geheimnisverlust ermögliche, oder die Ängste vor drohender Brandgefahr bei Elektrifizierung, in vielen Fällen eindeutig bestätigt. Aber wie wir alle wissen, obwohl der Urheber dieses Zitates in den Nebeln der Zeit verschwunden ist: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen." Und nun? Wie sollen wir damit umgehen?

 

„Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern die Vorstellungen und Meinungen von den Dingen.“ Epiktet (um 125 n. Chr.)

 

Bleiben wir entspannt – die Österreichische Unterstützungskasse ÖUK hilft

Warum nicht einfach den Fortschritt feiern und Innovation leben? Die Welt formt sich neu und das ist auch gut so. Menschen haben schon ganze Zeitalter damit verbracht, sich gegenseitig vorzujammern und 1000 Teufel an die Wand zu malen. Genützt hat es ihnen nicht, geschadet allerdings in vielen Fällen. Wir wünschen uns einfach ein Gefühl von Sicherheit, das liegt in unseren Genen. Also erschaffen wir dieses Gefühl im Bewusstsein, dass für uns und unsere Lieben gesorgt ist, auch wenn ein ganzes Heer von Robotern unsere Jobs erobert.

Denn mit der Österreichischen Unterstützungskasse haben Sie vorgesorgt und das um nur 25,- Euro im Monat. Unser „Flaggschiff" JoblessCare unterstützt Sie im Bedarfsfall monatlich mit bis zu 800,- Euro zusätzlich zu Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe. Alles wird gut – werden Sie jetzt Mitglied!

 

Quellen:

Die Presse (05/2021): Der Arbeitsmarkt erholt sich von der Pandemie. https://www.diepresse.com/6041890/arbeitsmarkt-erholt-sich-von-der-pandemie

DerStandard (03/2024): Kaum irgendwo steigt die Jugendarbeitslosigkeit so stark wie in Österreich. Woran liegt das? https://www.derstandard.at/story/3000000209888/kaum-irgendwo-steigt-die-jugendarbeitslosigkeit-so-stark-wie-in-oesterreich-woran-liegt-das

Statista (05/2024): Anzahl der Arbeitslosen in Österreich von April 2023 bis April 2024. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/289159/umfrage/arbeitslosenzahl-in-oesterreich-nach-monaten/

DerStandard (05/2024): Arbeitslosenquote im April bei 6,8 Prozent, 367.847 Personen ohne Job. https://www.derstandard.at/story/3000000218410/arbeitslosenquote-im-april-bei-68-prozent-367847-personen-ohne-job

Comedy und Satire im Ersten: Lisa Eckhart. Jugend ist ein faules, phlegmatisches Moosgeflecht. https://www.youtube.com/watch?v=2uNmsv3s--w

OTS (03/2023): Arbeitskräftemangel und Skill Mismatch - was tun? https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20230321_OTS0106/arbeitskraeftemangel-und-skill-mismatch-was-tun

karriere.at (03/2023): Wenig Arbeit für viel Geld? So tickt die Gen Z im Berufsleben. https://www.karriere.at/c/a/gen-z-berufsleben

Statistik Austria (02/2024): Weniger Babys und weniger Verstorbene 2023. Geburtenbilanz weiterhin negativ: 11 448 weniger Geborene als Sterbefälle. https://www.statistik.at/fileadmin/announcement/2024/02/20240220Geburtenbilanz2023.pdf

EY (08/2022): Hürden bei der Anstellung ausländischer Fachkräfte. https://www.ey.com/de_at/workforce/huerden-bei-der-anstellung-auslaendischer-fachkraefte

WEF (05/2023): Future of Jobs Report 2023. https://www3.weforum.org/docs/WEF_Future_of_Jobs_2023_News_Release_DE.pdf

DerStandard (04/2020): Transhumanismus: Muss der Mensch optimiert werden? https://www.derstandard.at/story/2000117192353/transhumanismus-muss-der-mensch-optimiert-werden

 

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